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Wieder in der EU

20/21.05.2021

Von Albanien zurück in die EU ist uns der Wind gewogen, die Wellen weniger. Wir peilen den Fährhafen von Korfu an, um in der EU einzuklarieren.


Wir setzten vorerst nur Segel um das Schiff etwas zu stabilisieren. Die Wellen wachsen wieder an und manche versuchen über die Bordwand ins Cockpit zu klettern. Die Schräglage und die Sprayhood verhindern es fast. Nur mancher Spritzer (in der Größe eines 10l Kübels) schafft es. Mich erinnert es an den Auspruch eines Motorbootfahrers: Bootsfahren ist wie unter der Dusche stehen und Zweihundert - Euroscheine zu zerreißen.

Unser Motor braucht nur drei Liter pro Stunde. Also sind's bei uns nur Zehn- Euroscheine aber nicht viel trockener.

So kommen wir kurz vor Sonnenuntergang in Korfu an.

Auf der Karte ist das Polizeigebäude angegeben und wie steuern darauf zu.

Kurz vor der Mole deutet uns eine Security Bedienstete dass wir zu einem anderen Steg fahren sollen. Wir erkennen in der Dämmerung, dass am nächsten Steg ein blaues Fahrzeug mit 2 gekreuzt Ankern zur Mole fährt. Der Fahrer springt heraus und deutet uns. Über Funk bekommen wir die Anweisung vor einem Schiff Namens Methnos anzulegen. Irgend wie passt die Anweisung nicht zur abweisenden Geste des Mannes. Wir suchen das Schiff mit besagtem Namen und finden es nach einer kleinen Hafenrunde direkt bei dem Mann im blauen Einsatzfahrzeug. Er springt wieder aus dem Auto und hilft ungeschickt beim Anlegen. Ich denke seine saubere Uniform und sein Stolz sind da etwas hinderlich. Ich versuche über die Reling an Land zu springen, aber der Mann ist schneller und verhindert das. Zuerst Passport und Schiffspapiere. Ohne deren eingehende Prüfung ist es uns nicht erlaubt europäischen Boden zu betreten. Nicht mal zum Festmachen unseres Schiffes.

Nach eine gefühlten Stunde kommt der Uniformierte wieder und bringt die Papiere und eine händisch ausgefülltes Formular mit. Nur der Skipper bekommt die Erlaubnis von Schifft zu gehen, vorerst aber nur im Hafengelände um zur Polizei und zum Zoll zu gehen. Es ist mittlerweile 23:00h ortszeit und natürlich sind weder Zoll noch Polizei um diese Zeit dienstbereit. Vom Security am versperren Tor wir mir mitgeteilt, dass am nächsten Tag die Dazugehörigkeit von Korfu zu Griechenland gefeiert wird. Wenn überhaupt kommen Zoll und Polizei sicher erst ab 10:30 zum Dienst.

Wenn auch in dem Moment etwas lästig, so kann ich dieser Lebensweise dennoch etwas abgewinnen.

Wir dürfen aber die Nacht unbehelligt und kostenlos im großen Fährhafen von Korfu verbringen.

Am nächsten Tag starte ich zunächst zum Zoll (10 min Fußmarsch). Zoll - zu. Also zurück zum Boot und in die andere Richtung zur Polizei. Es sind 2 Personen vor mir. Der Raum ist gekühlt und so fällt das Warten nach 35 min Marsch in praller Sonne über den Kai nicht all zu schwer.

Der Zollbeamte der ebenfalls dort ein Büro hatte (was wohl der Beamte am Vortag nicht wusste) sagt schroff, dass ich als EU Bürger nichts von ihm bräuchte.

Also dann weiter warten auf Godot.

Bei der Polizei fällt auf, dass auf meinem Zettel vom Hafenamt die Angabe: Persons on bord 2 Crew steht ich aber nur 2 Pässe mit habe.

Ich denke das passt ja, aber in Griechenland gilt ja, dass ich Skipper bin und mit 2 Crew müsste ich 3 Pässe herzeigen. 2 Crew und 1 Skipper.

Der Versuch das aufzuklären endete in einem Telefonat mit dem Hafenamt, das mich wieder zurückbeordert. Es ist mittlerweile Mittag geworden.

Beim Hafenamt treffe ich den Neuseeländer Skipper wieder, der schon bei der Polizei vor mir gewartet haben und 2 Skipperinnen die auch einklarien wollen. Das heißt natürlich wieder warten, diesmal in der Sonne ohne Klimaanlage.

Um ca 13:30h komme ich an die Reihe. Die Beamtin sieht das Formular vom Vortag und zerreißt es.

Das ganze Procedere von letzter Nacht wiederholt sich. Es kommt noch ein zweiter Beamter dazu. Die beiden erweisen sich als geschickte Geduldstrainer nach der Methode der Konfontationstherapie.

Mit der Zeit wird mir klar, wie dieses Chaos begonnen hat. Für Privatpersonen ist es nicht gestattet aus Albanien einzureisen, für die Mannschaft eines Schiffes ist es erlaubt. Diese brauchen aber ein amtliches Crewbuch! Was ist da?

Welch ein gefinkelt Trick des nachtdiensthabenden Kapitanios, den alle anderen nicht verifizieren können.

Die tagdiensthabende Mann/Frauschaft hat natürlich eine völlig andere Sicht der Dinge.

AUS ALBANIEN IST DIE EINREISE STRIKT VERBOTEN! Viele Diskussionen! Wir mussten doch wegen der Wellen an der Küste entlang segeln und daher natürlich einklarieren....

Bla..bla...bla...

"Also sind Sie von Italien eingereist"

"Yes, Madame- From Italy"

.... und wir haben einen gemeinsamen Konsenz gefunden.

Die mittlerweile sehr verständnisvolle Beamtin ist für mich sogar zum benachbarten Wirt gegangen um mein Geld zu wechseln, um meine Gebühr bezahlen zu können. (Ich hab doch dem Neuseeländer unser Kleingeld gegeben damit er bezahlen kann')

14:30h darf die gesamte Crew Europa auf griechischen Boden wieder betreten - Heureka!

Reisen zu Corona-Zeiten ist etwas schwieriger, es öffnet jedoch auch die Herzen der Menschen und fördert die Kreativität. Danke für diese Lehrstunden griechischer Bürokratie und der liebevollen, herzlichen Art der Griechen die uns noch die nächsten Tage oft glücklich strahlen läßt.





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